Bestimmt habt ihr euch schon öfters gefragt, wieso der HERRENHOF eigentlich HERRENHOF heißt. Gerne möchte ich Euch die gesamte Story unseres Hofes erzählen.
Alles begann Anfang des 18. Jahrhunderts. Das Rittscheintal, in dem wir uns befinden, wurde erst nach und nach urbar gemacht. Dieses Tal mündet eigentlich bei unserem Wald, dem Schachingwald. Das besondere an diesem ist, dass wir dort unsere eigene Eiche für Fässer beziehen.
Die ChorHERREN vom Stift Vorau waren die Gründer des Hofes. Die Lage, die Böden, die gesamte Umgebung war ideal für den Weinbau. Man begann Weingärten direkt am Hof – auf der Riede Buchertberg, zu kultivieren. Der Buchertberg stammt von den Buchen, die vor der Urbarmachung hier standen. Reine Buchenbestände sind im Vulkanland Steiermark typisch, besonders aber hier, weil die Sandsteinböden für dieses Hartholz prädestiniert sind.
Der Hof wurde bereits sehr früh als Außenhof, insbesondere als Weingut, genutzt. Am Fuße des Buchertberges stand eine Mühle, wo das geerntete Korn verarbeitet wurde. Der gesamte Nordhang und der dort bestehende Forst waren teil des Hofes. Es war insgesamt flächenmäßig ein sehr großes Anwesen.
Das vorrangige Produkt des Hofes, der Wein, wurde in Fässern ins Stift Vorau geliefert. Das erfolgte zu damaliger Zeit mit dem Rossfuhrwerk oder mit Ochsenkarren. Das Standard-Transport-Fassmaß war das sogenannte „Startin-Fass„. Eine heute wieder gebräuchliche Fassgröße. Wir keltern alle Weine im Startin-Fass. Damals waren es ca. 566 Liter Fässer, heute werden 600 Liter Fässer als Startin-Fässer geküfert.
Im Jahr 1848 wurde schließlich vieles anders. Auf Grund der Bauernbefreiung konnten alle Bauern einerseits frei wirtschaften, andererseits herrschte zugleich eine nicht einfache wirtschaftliche Lage, sodass die Besitzer des Hofes mehrmals wechselten. Durch die vielen Bewirtschafterwechsel kam der Weinbau zum Erliegen. Die Rebzucht ist bekanntlich eine mehrjährige Kultur und muss somit Jahr für Jahr immer wieder neu gehegt und gepflegt werden.
Schlussendlich stand der Hof im Jahr 1913 zum Verkauf. Mein Urgroßvater, er stammte aus Frutten-Gieselsdorf, einem kleinen Dorf in der Nähe von St. Anna und Bad Radkersburg, ging in diesem Jahr auf Wallfahrt nach Mariazell. Zufällig erfragte er an einem kleinen Bahnhof (er war mit der Gleichenberger Bahn unterwegs), dass es in der Umgebung von Markt Hartmannsdorf/Eichkögl einen Hof zu kaufen gab. Da er auf der Suche nach einem neuen Hof war, machte er sich zu Fuß auf den Weg und tauschte seine zerstreuten Flächen in Frutten-Gieselsdorf gegen die arrondierte Fläche um den HERRENHOF ein. Seit dem ist die Familie Lamprecht am Hof ansässig.
Im Jahr 1951 stand der Hof in Flammen! Der gesamte Dachstuhl brannte nieder, nur mehr die Grundmauern blieben erhalten. Als Brandursache ist die Räucherkammer am Dachboden überliefert. Da am Dachboden viele historische Aufzeichnungen gelagert wurden, gingen diese leider verloren. Meine Großmutter erzählte mir immer wieder von den alten großen und schweren Büchern, allesamt in Kurrent verfasst.
Damals gab es keine Weingärten mehr. Lediglich eine kleine Fläche mit Amerikanerreben wurde von meinem Großvater angepflanzt. Bei diesen war kein Pflanzenschutz notwendig, allerdings haben solche Weine den sogenannten Foxton, der an das Aroma von künstlichen Erdbeeren erinnert. Letztendlich wurden auch diese Reben Mitte des 20. Jahrhunderts gerodet. Diese Entwicklung bedauere ich ehrlich gesagt nicht.
Im Jahr 2006 begann die Geschichte vom HERRENHOF wieder Fahrt aufzunehmen- ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen. Gottfried Lamprecht Senior hatte am Buchertberg vor allem Äpfel und Pfirsiche kultiviert. Diese Kulturen waren von den 80er, bis in die 2000er Jahre wirtschaftlich sehr interessant. Jedoch machten die kargen und weniger fruchtbaren Böden am Buchertberg vor allem in trockenen Jahren immer wieder Probleme.
Schließlich begannen wir 2006 den ersten Weingarten am Buchertberg anzulegen. Dabei setzten wir Pinot noir und Pinot blanc und entschieden uns von Anfang an für eine biologische Bewirtschaftung. Winzerkollegen und auch die Behörde glaubten damals, ich sei verrückt. Über die nächsten 15 Jahre haben wir ca. 70.000 Reben allesamt mit der Hand am Berg ausgepflanzt. Das ging nur, weil hier die Böden sehr leicht sind. Wir hatten eine eigene Technik für uns erfunden, wie man auf schnellstem Wege Weingärten anlegt. Mit meinem Team schaffte ich ich ca. 0,4 ha pro Tag.
Den ersten Wein kelterte ich bereits im Jahr 2007. Damals war das ein kleines Fass (225 Liter) Pinot noir, 300 Liter Weißburgunder und 200 Liter Sauvignon Blanc. 2008 war der erste kommerzielle Jahrgang erhältlich. Wir begannen unsere Weine an die Gastronomen zu verkaufen. Nach und nach wurden weitere Märkte erschlossen. Im Jahr 2011 erfolgte dann ein weiterer, sehr harter Schnitt. Nach einem Arbeitsunfall im Weingarten musste ich mich regelrecht ins Leben zurückkämpfen.
Seit 2006 gehe ich Gottfried Lamprecht am HERRENHOF mit Wein meinen eigenen Weg. Und zwar den Weg des guten, eigenständigen Herkunftsweines, welcher nur eines im Sinn hat: zu zeigen, woher er stammt – nämlich vom Buchertberg!
://_artisan handcrafted wines – ohne Kompromisse